Ob deine Perücke gut sitzt oder nicht, macht viel aus! Besonders, wenn du sie den ganzen Tag auf der Convention trägst. Das richtige Maß hilft dir auch beim Schneiden und Stylen: Mit der richtigen Passform sieht deine Perücke gleich viel natürlicher aus!
In diesem Tutorial zeige ich dir, wie ich meinen Kopf und meine Perücken ausmesse, damit alles perfekt sitzt.
Bevor du deine Perücke schneidest…
Um böse Überraschungen zu vermeiden, frisierst du deine Perücke am besten immer auf einem Perückenkopf, der deine Größe hat (Kopfumfang).
Ist der Styroporkopf kleiner als dein eigener Kopf, musst du die Perücke weiter dehnen, wenn du sie stylst! Stopfe die Perücke mit zerknülltem Papier aus, bis sie auf die richtige Größe gedehnt ist. Steck sie anschließend rund um den Ansatz mit Stecknadeln fest.
Wenn du eine Perücke kaufst, achte auf ihre Länge, den Schnitt und die Frisur. Die Gesamtlänge misst man in cm oder Zoll (Inches) vom Scheitel bis zu den Spitzen. Viele Perücken werden schon mit einem modischen Stufenschnitt geliefert, die oberen Lagen sind also kürzer als die angegebene Gesamtlänge. Achte darauf, wenn du vorhast, die Perücke besonders zu stylen, zum Beispiel zu langen Stacheln oder einem Pferdeschwanz.
Perücke ausmessen
Wenn du eine neue Perücke kaufst, probier sie immer erstmal auf, um sicherzugehen, dass sie dir auch passt. Für ein genaueres Ergebnis misst du die Größe der Perücke aus und vergleichst das mit deinen eigenen Kopfmaßen. Zum Maßnehmen drehst du die Perücke erstmal „auf links“.
A – Kopfumfang
Setz dein Maßband genau mittig am vorderen Haaransatz an, die Perücke hat hier meistens eine Mittelnaht unter dem Top. Dehne die Perücke und halt das andere Ende des Maßbands an die hintere Mitte im Nacken. Dort verläuft ein Gummiband längs von oben nach unten, das du als Endpunkt nehmen kannst.
Nimm das Maß mal 2 und du hast den maximalen Kopfumfang, dem die Perücke noch passt. Sie soll auf dem Kopf immer leicht gedehnt sein, damit sie fest sitzt, sich aber noch bequem anfühlt.
Kopf ausmessen
Steck deine Haare hoch und setz eine Perückenkappe auf. Es ist wichtig, dass du über der Haube misst, vor allem wenn du volles Haar hast. Wenn du Probleme hast, deine Haare unter eine Perücke zu bekommen, lies dieses Tutorial!
A – Kopfumfang
Nimm das Maßband und miss deinen Kopfumfang an der stärksten Stelle. Miss vorne am Haaransatz und hinten etwas über dem Haaransatz, wo dein Schädel sich wölbt.
Aus meinen Jahren als Wig Commissioner habe ich gelernt, dass der durchschnittliche Kopfumfang 56cm ist, aber die Bandbreite reicht bei Erwachsenen von 53–64cm. Achtung: Wenn du einen großen Kopf oder dichtes, langes Haar hast, können dir manche Perücken zu klein sein.
B – Kinnlänge
Halte ein Ende des Maßbands auf den höchsten Punkt deines Kopfes, wo der Mittelscheitel wäre. Miss seitlich am Ohr vorbei, bis auf Höhe der Kinnspitze. Führe das Band nicht weiter um die Rundung der Wange, sondern gerade nach unten, so wie langes Haar fallen würde.
C – Schulterlänge
Wie B, verlängere das Maß aber bis zur Schulter. Lass das Band gerade auf den Schulterknochen runterfallen, so wie langes Haar fallen würde.
D – Pony
Miss die Stirnhöhe vom Haaransatz bis zur Augenbraue.
Die Proportionen von Perückenköpfen können dich in die Irre führen. Bevor du die Perücke schneidest, solltest du daher die gewünschte Ponylänge ausmessen und mit Stecknadeln auf dem Styroporkopf markieren. So vermeidest du, die Perücke aus Versehen zu kurz zu schneiden!
Zusätzlich zum Kopfumfang kann es nützlich sein, auch die Länge und Breite deines Kopfes zu kennen. Vergleiche deine eigenen Maße mit denen der (leicht gedehnten) Perücke.
E – Ohr zu Ohr
Miss vom Haaransatz über dem linken Ohr zum rechten Ohr, über den höchsten Punkt des Kopfes gemessen (also nicht um den Hinterkopf rum).
F – Stirn zu Nacken
Miss vom vorderen bis zum hinterem Haaransatz im Nacken, über den höchsten Punkt des Kopfes und die hintere Mitte der Perücke (der längste Weg).
E und F sind besonders wichtig für Pferdeschwanz-Perücken, Hochsteckfrisuren und sehr kurze Schnitte dicht am Haaransatz.
Ist deine Perücke über den Ohren zu lang, verdecken dort die drahtverstärkten Klappen deine Ohren. Das kann unangenehm sein und sieht auch komisch aus, wenn du dein Haar kurz trägst oder es zurückbindest.
Ist deine Perücke hinten zu lang und sitzt nicht stramm über dem Hinterkopf, wird sie dort ausbeulen, abstehen oder dir vom Kopf rutschen.
Ist deine Perücke zu kurz, egal in welche Richtung, kann sie deinen Haaransatz nicht bedecken. Da kannst du manchmal noch schummeln, indem du das Perückenhaar über dem Ansatz etwas länger stehen lässt. Siehe meine Tipps für Wig Noobs (englisch)!
Zu kleine Perücken können auch Kopfschmerzen verursachen. Wenn es für dich unbequem oder schmerzhaft ist, eine Perücke zu tragen, kann das also auch an der Größe liegen.
Anmerkung zu Perückengrößen
Perücken sind am Hinterkopf elastisch, damit sie sich verschiedenen Kopfgrößen anpassen können. Um die Perücke enger zu machen, kannst du die Gummibänder mit den Haken im Nacken verstellen. Aber: Nicht jede Perücke passt jedem! Perücken gibt es in verschiedenen Größen, und wenn du einen über- oder unterdurchschnittlich großen Kopf hast, kann der Kauf und das Tragen von Perücken eine echte Challenge sein.
Du kannst deine Perücken auch kleiner oder größer nähen, indem du die Gummibänder verkürzt oder verlängerst, aus denen das Innenleben der Perücke besteht. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findest du in meinem Buch „Perücken hoch²“.
Wenn du oft das Problem hast, dass Perücken dir zu groß oder zu klein sind, suche gezielt nach Händlern, die Perücken in deiner Kopfgröße tragen. Oder du fragst den Händler direkt, bis zu welchem Kopfumfang seine Perücken passen. Amerikanische und europäische Marken haben oft größere Perücken im Angebot, die Köpfen mit 60cm Umfang und mehr passen.
Hinweis: Professionelle Maskenbildner nehmen sogar noch mehr Maße, um handgefertigte Perücken für Film und Theater herzustellen. Aus meiner Erfahrung reichen die hier aufgeführten Maße A–F aber für die meisten Cosplay-Projekte aus, wenn du gekaufte Perücken anpassen willst.
Ein Gedanke zu “Richtig Maßnehmen: Kopf und Perücke”