base wig with bangs

Wie du eine Basis-Perücke zum Stylen findest

Wenn du eine Perücke für dein Cosplay oder eine Bühnenshow kaufst, fühlst du dich von der großen Auswahl und Preisspanne vielleicht überfordert. Hier ist ein kleiner Leitfaden durch den Perücken-Dschungel:

  • Worauf musst du achten, wenn du Perücken online kaufst?
  • Woran erkennst du, ob sich eine Perücke wie gewünscht stylen und umändern lässt?
  • Was sind die Eigenschaften, die eine gute Basis-Perücke ausmachen?

Eine Frage des Budgets?

Du findest kurze, einfache Perücke auf amazon, eBay oder AliExpress für under 10 Euro, du kannst aber auch schon mal 100 Euro für Spezialmodelle wie Lace-Front-Perücken ausgeben. Die Preise im Ladengeschäft sind sogar oft höher.

Woher kommen diese großen Preisunterschiede? Faustregel: Der Preis einer Perücke hängt von der Art der Montur (Unterbau), der Faserqualität und der Menge der Haare ab, die in der Perücke verarbeitet sind.

Budget-Perücken für 10 oder 20 Euro haben ihren Platz im Cosplay, aber sie haben auch ihre Grenzen. Sie sind meist recht dünn und geben dir nicht viele Styling-Optionen. Viele Charakter-Stylings erfordern mehr Haar und eine vielseitigere Basis, deshalb macht es durchaus Sinn, dann in eine hochwertige Perücke oder eine fertige Charakterperücke zu investieren.

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Diese Perücke ist so dünn, dass man die Tressen sieht

Unabhängig vom Preis werden die meisten Perücken ungestylt verschickt und müssen von dir selbst noch bearbeitet werden: Pony schneiden, Spitzen kürzen, mit Haarspray und Hitze für mehr Form und Volumen sorgen, oder sogar eine komplette Verwandlung mit extra Haaren und Foamcore. (Styling-Beispiele aus meinem Buch, Perücken hoch²)

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Styling-Beispiele aus meinem Buch, Perücken hoch 2 (Cosplayer: Calssara, Tsubomi und ich)

Gut geplant ist halb gewonnen

Bevor du Perücken shoppen gehst, sieh dir erstmal die Frisur deines Charakters genauer an und notier dir ihre Bestandteile:

  • Pony (wie lang, wie dicht)
  • Scheitel (Mittel-, Seitenscheitel oder ohne)
  • Haaransatz sichtbar oder verdeckt
  • Haare hängen runter oder sind zurückgegelt / hochgesteckt
  • glatt, gewellt oder lockig
  • „schwerelose“ Besonderheiten wie riesige Locken, Stacheln, Pferdeschwänze
  • unifarben oder mehrfarbig
  • kürzeste und längste Haarlänge (gemessen vom Ansatz am Scheitel bis zu den Spitzen)

Viele dieser Elemente kannst du ändern, wenn die Basis-Perücke vielseitig genug ist. Einen Pony kannst du kürzer schneiden oder aus einer ponylosen Perücke stylen. Haare lassen sich umknüpfen oder einnähen, wenn die Perücke zu wenig Haar an einer Stelle hat. Sieh dir Styling-Tutorials für jeden Baustein an, mit dem du dich nicht auskennst. Hier erfährt du, was für eine Basis-Perücke du brauchst und was du noch so an Material benötigst.

Alles tip-top!

Oben auf dem Scheitel sind die Perücken dichter und haben oft ein Skin Top: ein Kopfhaut-Imitat aus welchem Plastik, in das einzelne Haare eingezogen sind. Bei einem großen Skin Top oder einem sehr dichten Top kannst du das Haar scheiteln, ohne dass man die Montur sieht. Hat deine Perücke das nicht, musst du darauf achten, wo der Scheitel auf den Produktfotos verläuft.

Perücken mit einem langen, schmalen Skin Top haben einen festen Scheitel (Mittel- oder Seitenscheitel rechts oder links). Dieser sollte möglichst nicht verlegt werden. Bei Perücken mit einem kleinen, runden Skin Top gehen alle Haare kreisförmig von der Mitte aus. Hier kannst du keinen Scheitel einziehen, ohne dass man darunter die Tressen durchsieht – es sei denn, die Perücke wäre sehr dicht. Wenn du schon weißt, dass du den Scheitel für deinen Charakter ändern musst, such nach Produktfotos, die die Perücke von ihnen zeigen. Oder frag den Händler direkt, wie groß das Skin Top ist.

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Diese Perücke hat ein kleines Skin Top und beim Scheiteln sieht man die Tressen

Perücken, die zum Spiken gemacht sind, haben vielleicht gar kein Skin Top, sind dafür aber sehr dicht genäht. Das Haar ist oft am Ansatz gekräuselt, um Volumen zu schaffen und das Toupieren und Stylen zu erleichtern. Auf Produktfotos sollte man das Top in der Nahaufnahme sehen und keinerlei Löcher oder Tressen erkennen können, nur Haar und noch mehr Haar. Von innen siehst du, dass die Tressen dicht an dicht zusammensitzen.

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Perücke mit sehr dichtem Top (Jareth von Arda Wigs)

Ein freiliegender Haaransatz sieht mit einer Lace-Front-Perücke besser aus. Dabei sind einzelne Haare auf ein Stück Tüll geknüpft, das es so aussehen lässt, als ob dir echtes Haar aus der Kopfhaut wächst. Lace-Front-Perücken sind teurer als normale (Hard-Front-) Perücken, und der Preis variiert je nach Qualität und Größe des handgeknüpften Teils. Dieses kann so groß sein, dass es weit in die Perücke reinreicht und du es wie echtes Haar scheiteln kannst.

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Ungestylte Lace-Front-Perücke (Vayne von CosCraft)

Zeig her deine Tressen

Für ein Styling, bei dem du die Haare zu Spikes oder einem Pferdeschwanz hochziehst, musst du beachten: Bei den meisten Perücken sind die Tressen (die Haarreihen) so eingenäht, dass die Haarspitzen nach unten zeigen. Die Perücke sieht dicht und ordentlich aus, solange sie gerade nach unten hängt, aber sobald du die Haare nach oben oder hinten ziehst, sieht man die Lücken zwischen den Tressen.

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Die meisten Perücken sind nicht zum Hoch-Stylen gedacht

Für Spikes, Hochsteckfrisuren, Zöpfe oder voluminöse Locken kaufst du am besten eine dichte Perücke. Wenn du die Perücke im Detail und von innen sehen kannst, vergleiche die Dichte des Tops und die Anzahl der Tressen am Hinterkopf.

Bei Spezialperücken, die für Spikes oder hohe Pferdeschwänze gemacht sind, werden die Tressen manchmal verkehrt herum eingenäht, sodass du sie ohne „Löcher“ leicht nach oben stylen kannst.

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Perücke zum Spiken mit umgekehrten Tressen (Jareth von Arda Wigs)

Du kannst eine dünne Perücke immer noch umarbeiten, indem du extra Tressen einnähst, aber das ist eine mühsame Arbeit und du musst ja auch die zusätzlichen Haare kaufen.

Es ist deshalb meistens effizienter, ein paar Euro mehr für eine dichtere Perücke auszugeben, die schon eine gute Basis für dein Styling bietet. Je mehr Haare eine Perücke hat, umso vielseitiger ist sie.

Wer lang hat…

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Kurze, gestufte Basis-Perücke

Wenn du eine Perücke kaufst, achte auf ihrer Länge, den Schnitt und die Frisur. Die Gesamtlänge einer Perücke wird in cm oder Zoll vom Scheitel bis zu den Haarspitzen gemessen. Jedoch werden viele Perücken werden schon in einem modischen Stufenschnitt geliefert. Denk daran, dass die oberen Lagen bei diesen Perücken kürzer sind, vielleicht zu kurz für deine gewünschte Frisur.

Halte dir ein Maßband an den Kopf, um die perfekte Länge zu bestimmen. Trau nicht dem Produktfoto, die Größe des Perückenkopfs kann täuschen! Erfahre mehr darüber, wie du deine Kopfmaße bestimmst.

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Miss die Haarlänge vom Scheitel zu den Spitzen

Basisperücken ohne Pony oder mit längerem Pony bieten mehr Styling-Optionen als solche mit vorgeschnittenem Pony. Achte aber auf das Top (siehe oben) um sicherzugehen, dass du die Haare zum Pony nach vorne kämmen kannst, ohne dass man beim Abteilen die Tressen durchsieht.

Anders als ein zu kurzer Schnitt können Wellen und Locken durch Hitzeeinwirkung rückgängig gemacht werden. Wenn du vorhast, deine Perücke neu zu stylen, solltest du sie zuerst vollständig glätten, um eine saubere Grundlage für Schnitt und Styling zu schaffen.

Meine liebsten Basis-Perücken sind glatt (oder geglättet), ungestylt und nicht gestuft. Sie haben einen langen oder gar keinen Pony und ein dichtes Top, damit ich sie beliebig scheiteln kann.

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Klassische Basis-Perücke, gewellt und geglättet (Lily von Mona Lisa Wigs)
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Klassische Basisperücke (Buttercup von Arda Wigs)

Mit jeder Faser

Wie gut sich deine Perücke stylen lässt, hängt von der Art der Faser ab, welche Textur sie hat und wie hitzebeständig sie ist.

Kanekalon, eine gängige Perückenfaser, ist sehr leicht formbar und lässt sich schon mit geringer Hitze stylen (z.B. mit einem Fön). Extra hitzebeständige Fasern vertragen mehr Wärme und sind oft einfacher zu kämmen und zu pflegen, das ist perfekt für lange Perücken! Jedoch sind einige hitzebeständige Fasern sehr glatt und schwer selbst zu stylen.

Für Stacheln und extreme Stylings bevorzuge ich Fasern, die sich leicht verformen lassen und mehr Textur haben. Das kann gewöhnliches Kanekalon sein oder eine rauere hitzefeste Faser, wie z.B. Arda Classic.

Achte besonders bei langen Perücken auf die Faserqualität, damit sie weniger pflegeintensiv sind. Du kannst zwar eine billig glänzende Perücke mit Produkten wie Babypuder matter aussehen lassen, dadurch wird aber die Qualität und die Handhabung der Faser nicht besser. Mehr Geld für eine hochwertige Perücke auszugeben, kann dir beim Stylen und Entwirren ein paar frustrierende Stunden sparen.

Mein Tipp: Teste Perücken von diversen Marken und Herstellern, damit du ein Gefühl dafür bekommst, welche dir am besten gefallen und für welche Frisuren sie am besten geeignet sind. Es gibt keine magische Faser, die jedem gefällt.

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Du findest nicht immer die perfekte Perücke, die schon genauso aussieht wie dein Charakter. Lass dich davon nicht aufhalten! So wie man einen Haufen Stoff in ein perfekt geschneidertes Kostüm verwandeln kann, kannst auch aus einer langweiligen, glatten Perücke eine wahre Schönheit zaubern. Ich liebe es, solche Verwandlungen zu sehen!

Bist du bereit, deine eigenen Perücke zu stylen? Lies mehr Perücken-Tutorials in meinem Blog oder kauf meine Bücher! (Auch auf Deutsch erhältlich – wo, erfährst du hier.)

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