wefting

Tressen nähen (Wefting)

Vor 10 Jahren habe ich mein erstes Wefting-Tutorial auf cosplay.com veröffentlicht! Es ist immer noch eins meiner beliebtesten Tutorials, die du sehr vielseitig verwenden kannst.

wefts and color rings
Gekaufte Tressen und Farbringe

Die meisten Perücken und Haarteile bestehen aus Tressen. Tressen sind zusammengenähtes oder -geknüpftes Haar, das aussieht wie eine Fransenborte oder ein Hula-Rock aus Haaren.

  • Deine Perücke ist nicht dicht genug für die Frisur, die du stylen willst? Kein Problem, näh zusätzliche Tressen ein und verdichte sie!
  • Deine Perücke ist dir zu eintönig und du möchtest ihr farbige Strähnchen oder Spitzen verpassen? Näh einfach Tressen in einer anderen Farbe ein!
  • Du möchtest eine riesige Turmfrisur stylen, meterlange Zöpfe, fußballgroße Haarknoten? Alles machbar mit extra Kunsthaar, zum Beispiel in Form von Tressen!

Man kann Tressen fertig kaufen oder aus einer vorhandenen Perücke heraustrennen. Man kann sie aber auch leicht selber nähen. Dann bist du flexibel bei der Wahl der Farbe und Länge, und es ist meist auch billiger.

Wig with matching weft
Perücke mit passender Tresse (Arda Wigs, USA)

Was du brauchst

  • loses Kunsthaar (Extensions, braiding hair, bulk hair), am besten „Silky Straight Kanekalon“-Qualität
  • viel (!) Garn (normales Nähgarn, Stärke 100 oder 120) in einer passenden oder dunkleren Farbe
  • Tüll in einer passenden Farbe (in Streifen geschnitten, ca. 5–7cm x 40cm)
  • Nähmaschine und Ersatznadeln
  • Schere, Stecknadeln, Kamm, evtl. Fön und Perücken-Conditioner
  • Bänder (z.B. Satinband), Haargummis und -klammern
  • Papier zum Unterlegen

Loses Kunsthaar bekommst du z.B. bei Doctored Locks (USA) sowie in Afro-Shops (in Großstädten oder online). Achtung: Dort findest du häufig nur das krause „Jumbo Braid“ Afro-Haar, das nicht zur glatten Textur von Perücken passt!

Jumbo Braid vs. Silky Straight
Jumbo Braid vs. Silky Straight

1. Schritt: Vorbereitung

Breite neben der Nähmaschine (auf dem Fußboden oder einem zweiten Tisch) eine glatte Unterlage aus, z.B. alte Zeitungen. Sorg für eine ruhige Arbeitsumgebung ohne Zugluft, Haustiere oder andere neugierige Mitbewohner.

Abgepacktes Kunsthaar ist meist 120cm lang. In meinem Beispiel nähe ich kurze Tressen. Dafür habe ich das Haar in der Mitte durchgeschnitten, es ist unverarbeitet noch 60cm lang. Die Haare werden beim Tressennähen doppelt gelegt, das ergibt also 30cm lange Tressen. Fass das Bündel Kunsthaar in der Mitte und lass es hängen (wie ein umgedrehtes U). Teile vorsichtig eine Strähne ab. Tipps zum Arbeiten mit losem Kunsthaar findest du hier.

Leg die abgeteilte Strähne auf die Arbeitsfläche, sodass sie wieder ein „U“ bildet. Das Haar soll wie eine Schlaufe zu dir zeigen, so kannst du es leicht mit der Hand wieder aufnehmen. Leg viele dünne Strähnen nebeneinander, bis die Fläche voll oder das Haar alle ist.

Loose extension hair

Möchtest du eine mehrfarbige (gesträhnte) Tresse nähen, leg auf jedes „Häufchen“ ein schmales Bündel von jeder Farbe. Du kannst beliebig viele Farben in einer Tresse mischen, um natürliche und interessante Mischtöne zu erzielen. Achte nur darauf, dass alle Haare in einem Bündel parallel zueinander liegen, die Enden also alle gleich lang sind.

Um Tressen mit der Maschine zu nähen, brauchst du jetzt noch ein Trägermaterial. Sonst werden die Haare beim Drübernähen in die Nähmaschine gezogen und der Spaß ist nach wenigen Sekunden vorbei! Der beste Stoff für diesen Zweck ist Tüll, denn er ist sehr leicht, durchsichtig und franst nicht aus. Schneide ca. 5–7cm breite Streifen aus dem Tüll und bügle sie glatt (Bügeleisen auf 1 Punkt). Die Streifen sollten etwa 40cm lang sein. Dann reicht die fertige Tresse einmal um den Hinterkopf, ergibt also eine Reihe in deiner Perücke.

2. Schritt: Haar auf den Tüll nähen

Stell an deiner Nähmaschine einen sehr kurzen Geradstich (Steppstich) ein.
Die Einstellung für die Stichlänge sollte zwischen „1“ und „0“ liegen, etwas über der Knopflocheinstellung.

sewing wefts

Leg einen Tüllstreifen startklar unter das Füßchen der Nähmaschine. Nimm eine Haarsträhne und platziere sie so auf dem Tüll, dass die Mitte der Haarsträhne genau vor der Nadel zu liegen kommt. Fang vorsichtig an zu nähen (ohne die Naht zu verriegeln) und führe das Haar mit beiden Händen.

Wichtig: Du musst das Haar dünn auf dem Tüll ausbreiten und es möglichst gleichmäßig verteilen. Es sollen keine kahlen Stellen entstehen, aber vor allem darf sich das Haar nicht zusammenballen. Wenn du zu viel Haar auf einmal festnähst, hält es später nicht richtig!

Kurz bevor alle Haare vernäht sind, nimmst du die nächste Strähne auf und „fütterst“ die Haare nach. Das wiederholst du so lange, bis der Tüllstreifen zu Ende ist. Näh nicht bis zur Stoffkante, sondern hör lieber einige Zentimeter früher auf und gib Acht, dass du am Ende keine Haare mehr übrig hast. Die Naht brauchst du nicht zu verriegeln. Die Stiche sind so klein, dass nichts aufribbeln kann.

Sewing wefts
Füttere die Nähmaschine weiter mit Kunsthaar

Jetzt ist das Haar lose auf dem Tüll fixiert, aber noch sehr empfindlich. Auf gar keinen Fall dran ziehen oder kämmen! Zieh das Teil vorsichtig aus der Nähmaschine und setz zu einer zweiten Naht an, etwa 5–10 mm von der ersten Steppnaht entfernt. Achte darauf, dass die Naht parallel zur ersten verläuft und nicht schief wird.

sewing wefts
Näh eine zweite Naht, 5–10mm parallel zur ersten

Wichtig: Für ein sauberes Ergebnis müssen alle Haare parallel zueinander und im rechten Winkel zur Nahtlinie liegen. Am einfachsten geht das, wenn du es mit der linken Hand führst und rechts mit einem Kamm gerade hältst (nicht an den Haaren ziehen, nur führen!).

sewing wefts
Halte das Haar mit einem Kamm gerade

Am Ende angelangt, Fäden lang abschneiden und das Teil vorsichtig aus der Maschine ziehen.

Self-made weft

3. Schritt: Tresse falten und zusammennähen

Damit aus dem lose fixierten Haar eine haltbare Tresse wird, drehst du es mit der Tüllseite nach außen und faltest es genau zwischen den beiden Steppnähten. Achte darauf, das die Haare wieder parallel zueinander liegen und sich nicht überkreuzen oder kahle Stellen bilden. Fixiere den Stoffbruch mit Stecknadeln (quer zur Naht einstecken).

Folding self-made weft
Falte deine Tresse…
Folding self-made weft
…und steck sie zusammen

Dieser Schritt erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Je gleichmäßiger die Haare zu liegen kommen, umso sauberer wird die Tresse später aussehen.

Folded and pinned weft
sewing wefts
Näh die gefaltete Tresse zusammen

Leg die Tresse wieder in die Nähmaschine und steppe eine weitere Naht, mit der du die Schichten zusammennähst. Die Naht sollte etwa 3-4 mm vom Stoffbruch entfernt liegen, auf den vorhandenen Nähten oder eine Idee daneben (darunter bzw. links davon). Zieh die Stecknadeln raus, bevor du darübernähst, sonst hast du eine Lücke zwischen den Haaren.

Die Tresse sieht jetzt schon so gut wie fertig aus! Damit sie haltbar ist und man sie auch durchkämmen kann, musst du aber nochmal drübernähen. Steppe eine Naht dicht am Stoffbruch entlang (sodass du gerade noch die Haare erwischst). Zieh an den Haaren, um zu prüfen, ob sie fest genug sitzen. Bei Bedarf steppst du noch eine weitere Naht zwischen den vorhandenen Nähten. Insgesamt hast du nun vier- bis fünfmal über die Haare drübergenäht.

sewing wefts

4. Schritt: Der letzte Schliff

Trimming tulle
Schneide den überstehenden Tüll ab

Der Tüll, der jetzt noch übersteht, wird nicht mehr benötigt. Schneide die Enden mit den Fäden ab, aber streich die Haare zur Seite, damit du nicht hineinschneidest. Schneide auf beiden Seiten den Tüll bis dicht vor die Naht zurück. Ich benutze dazu eine Stoffschere mit abgerundeter Spitze, die gleitet gut zwischen Tüll und Kunsthaar, ohne die Haare durchzuschneiden.

Lange Tressen musst du jetzt noch entwirren. Häng sie dazu am besten auf eine Leine oder steck sie an einem Styroporkopf fest (der Kopf muss fest auf einem Perückenständer oder Stativ stehen und darf nicht wackeln). Entwirre die Haare mit einem Strähnenkamm oder einer Perückenbürste. Verformte und abgeknickte Haare („Spliss“) kannst du mit Heißwasser oder einem Fön glätten.

deatngling a weft

Ein ausführliches Tutorial zum Perücken Entwirren findest du in meinem Perücken 1×1.

Bei kurzen Tressen genügt es meist, sie einmal mit den Fingern durchzukämmen. Sind die Ende ungleich lang oder schauen einzelne Haare heraus, kannst du sie abschneiden. Zum Aufbewahren faltest du die Tresse zusammen und bindest die Haare mit Bändchen oder einem aufgeschnittenen Haargummi zusammen, damit sie nicht verfilzen. Leg sie zusammengerollt in einen verschließbaren Plastikbeutel.

Folded weft
Halte deine Tresse mit Bändern zusammen

Nach dem Tressennähen solltest du unbedingt die Nähmaschine reinigen, vor allem die Fadenlaufbahn mit dem Pinsel von Fadenstaub und eventuellen Haar-Resten befreien. Da die Maschine auf Hochtouren läuft, sammelt sich viel Dreck an, und Kunsthaar hat darin schon gar nichts zu suchen.

Variante: lange Tressen

In meinem Beispiel habe ich 30cm kurze Tressen aus doppelt gelegtem Haar genäht. Du kannst aber natürlich auch längere Tressen nähen! Wenn du 120cm lange Extensions doppelt legst, erhältst du eine schön dichte, 60cm lange Tresse.

Du musst die Haare aber nicht genau in der Mitte falten. Du kannst den Knick auch verschieben, um längere Tressen zu nähen. Die Haare müssen nur mindestens 5-10cm an einem Ende über den Tüll hinausragen, damit du sie sauber falten und fest vernähen kannst. Die kürzeren Enden der Haare sollten später, wenn du die Tresse in die Perücke einnähst, auf der Unterseite liegen, also in Richtung Kopf zeigen. Sonst spicken sie unschön aus der Frisur heraus. Wenn du dir die Tressen in fertigen Perücken ansiehst, haben diese auch häufig kürzere Härchen auf der Unterseite.

Store-bought weft with baby hair
Kürzere Härchen an einer gekauften Tresse

Wenn du das Tressennähen einmal gemeistert hast, steht deiner Fantasie nichts mehr im Weg! Du kannst Tressen in jeder Farbe und Länge selbst herstellen. Mit etwas Übung erhältst du eine schöne, gleichmäßige Tresse mit schmaler, unauffälliger Naht. Diese Tressen kannst du z.B. in eine zu dünne Perücke einnähen, Haarteile daraus basteln oder bunte Strähnchen und Spitzen in deine Perücke zaubern.

Mehr Styling-Ideen findest du in meinem Buch „Perücken hoch²“!

Lies dir auch meinen Beitrag zu Tressen und Extensions durch:

3 Gedanken zu “Tressen nähen (Wefting)

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