Cosplay-Frisuren trotzen den Regeln der Schwerkraft! Ein prominentes Beispiel sind einzelne Haarsträhnen – auf Japanisch ahoge genannt – die wie Antennen vom Kopf abstehen.
Während du kurze Strähnchen und breite Stacheln auch allein mit Haarspray zum Stehen bekommst, brauchen so lange, schmale Antennen mehr Support. Dabei sollen die Haare trotzdem natürlich aussehen – ich mag es nicht, sie in Kleber zu ertränken!



Die hier vorgestellte Methode habe ich zuerst bei Katie Bair von Petting Zoo Wigs gesehen und verwende sie schon seit über 15 Jahren für meine Perücken. Diese Ahoge machen jede Action-Szene mit – damit ist deine Frisur der Hingucker auf der nächsten Con!
Material
- Perücke
- Perückenkopf
- Stielkamm
- Blister-Verpackung (z.B. von einer Figur)
- Kleber
- Haarspray / Haarlack
- Haarkleber / Stylingkleber
- Fön (Haartrockner)
- Haarschere und Bastelschere
- Haarklemmen und Abteilklammern
- lange Stecknadeln
- Einmal-Handschuhe

Das Geheimnis meiner Ahoge ist das feste, aber flexible Innenleben. Dafür nehme ich ein Material, das eigentlich Abfall ist: ein Stück durchsichtiges Plastik, das ich aus einer Blister-Verpackung ausschneide – das sind die durchsichtigen Verpackungen z.B. von Action-Figuren.
Für Stachelfrisuren und abstehende Strähnen nehme ich mein stärkstes Haarspray und einen Stylingkleber für Spikes, z.B. von Got2B.

Der eigentliche Klebstoff sollte transparent auftrocknen und flexibel bleiben. Für Perücken verwende ich gern Kraftkleber (Uhu kraft oder Pattex Kraftkleber), Moosgummi- oder Styroporkleber (Uhupor) oder Stoffkleber (Gütermann).


Tipp: Damit du die Haare scheiteln und nach oben stylen kannst, ohne dass man das Innenleben der Perücke sieht, nimm am besten eine Perücke mit einem Kopfhautimitat (Skin Top) oder einem dichten Top, bei dem man kaum Lücken zwischen den Tressen sieht.
Strähne abteilen
Setz die Perücke zum Stylen auf einen Styroporkopf und steck sie fest. Ich style gern zuerst den Pony und den Rest der Perücke, damit ich genau sehe, wie viel Haar ich noch für die Ahoge übrig habe. Teile nun die Strähne ab, die hochstehen soll.


Je breiter die Basis, auf der die Strähne steht, desto stabiler wird sie – denk an eine Pyramide, oder einen Mast mit Stützpfeilern. Den Rest der Haare hältst du mit Abteilklammern aus dem Weg.
Teile die Strähne in zwei Hälften. Benutz dazu einen Stielkamm oder eine lange Nadel, wenn der Kamm nicht fein genug ist.



Teile die Haare nochmal, sodass du vier schmale Streifen hast. Mach eine Klammer um jedes Strähnchen, damit sie nicht wieder durcheinander geraten. Die zwei Abteilungen in der Mitte werden das Innere der Strähne bilden, die Teile links und rechts davon bilden die Deckschicht.
Plastik-Kern einkleben
Schneide einen schmalen Streifen aus dem Plastik der Blisterverpackung. Benutz dafür eine Bastelschere, nicht deine gute Haar- oder Stoffschere.

Je nach Länge der Strähne und wie weit sie abstehen soll, reicht oft schon ein kurzes Stück Plasik, um nur den Ansatz zu stützen. Für längere Antennen nehme ich einen Plastikstreifen von 20-25cm. In jedem Fall muss der Plastikstreifen kürzer sein als die Haare!


Lass den Streifen zum Ende hin schmal zulaufen und runde die Spitze ab. Das untere Ende knickst du vorsichtig ab, damit der Streifen eine Standfläche hat. (Oder du nimmst einen Teil von der Blisterverpackung, der sowieso schon eine umgeknickte Kante hat.)


In den abgeknickten Standfuß schneide ich kleine Zacken hinein. So lässt er sich besser zwischen die Haare schieben.

Kleb den Plastikstreifen mit dem Standfuß auf das Top der Perücke, und zwar genau in die Mitte der vier Haarsträhnchen, sodass links und rechts vom Plastik jeweils zwei Strähnchen liegen. Lass den Kleber ein paar Minuten antrocknen, bis er Fäden zieht, bevor du das Plastik fest andrückst.



Sichere das Plastik mit einer Stecknadel, bis der Kleber trocken ist. Es ist wichtig, dass der Standfuß ganz unten am Haaransatz sitzt und nicht herumwobbelt.
Bestreiche den Plastikstreifen beidseitig dick mit Kleber und lass ihn leicht antrocknen. Kleb die beiden inneren Haar-Schichten von beiden Seiten auf das Plastik, sodass es gleichmäßig bedeckt ist. Trag dazu Einmal-Handschuhe, damit du keinen Kleber an die Finger bekommst.




Zieh die Haare am Ansatz recht straff nach oben, damit die Strähne nicht lasch herunterhängt. Mit einem Haarfön kannst du das Haar schneller trocknen und gleichzeitig das Plastik in Form biegen. Der Übergang vom Plastikkern zur ungestützten Haarspitze muss unauffällig sein, hier darf die Strähne nicht plötzlich abknicken.



Schneide die Haare schräg auf die gewünschte Länge ab, sodass die Strähne zur Spitze hin dünner wird. Die Haare müssen aber noch länger sein als der Plastikstreifen.
Einblenden und Spitze formen
Tipp: Die zwei äußeren Strähnen sollten etwas breiter sein als der Kern, um ihn komplett abdecken zu können.

Sprühe reichlich Haarspray von oben und unten auf den Kern und auf die zwei verbleibenden Strähnchen (das lose Deckhaar). Deck den Kern mit dem Deckhaar ab.





Du brauchst für die Deckschicht keinen Kleber, das Haarspray sollte als Klebstoff ausreichen!Drück das Haar an und fixiere es mit dem Fön, bis das Haarspray trocken ist. Mit Haarklemmen oder Bändern kannst du deine Arbeit sichern, während du dich zur Spitze vorarbeitest, Geh Schritt für Schritt vor, bis alle Haare fixiert sind.

Das Deckhaar soll den Kern der Strähne komplett verdecken, damit kein Plastik oder Kleber mehr zu sehen ist. Damit es sauber aussieht, achte darauf, dass das Haar durchgehend glatt anliegt, es dürfen keine losen Härchen abstehen. Streiche die Haare mit einem feinen Kamm glatt, bevor du sie fixierst.
Schneide die Spitze wieder schräg ab und dünne sie aus.



Trage Haarspray und Haarkleber auf (also starkes Gel für Stachelfrisuren, z.B. Got2B „kleber“) und forme damit die Spitze der Strähne, bis alles zusammenhält und aussieht wie aus einem Guss. Föne die Spitze etwas in Form und lass den Haarkleber an der Luft weiter trocknen.

Wenn die Perücke zwei oder mehr abstehende Strähnen hat, style sie nacheinander, genau wie die erste. Kleb den Plastikstreifen als Kern ein, überzieh ihn mit Kleber und der inneren Haarschicht, lass alles trocknen und style dann die zweite, breitere Lage Haare darüber – nur mit Fön und Haarspray.



Ergebnis und Pflege
Die fertigen Ahoge machen jede Bewegung mit, fallen nicht in sich zusammen und bleiben auch nach mehrmaligem Tragen noch in Form. Außerdem wippen sie so schön!
Nur mit Gewalt runterdrücken oder abknicken solltest du die Strähnen nicht, da sonst das Plastik knicken oder brechen kann. Lagere die Perücke also nach Möglichkeit auf einem Styroporkopf und achte beim Transport darauf, dass sie nach oben hin genug Platz hat und nirgendwo anstoßen kann. Beim Transport im Koffer oder einer Kiste: Stopf reichlich Papier um die Strähne herum, damit sie nicht zerdrückt wird.

Sollten sich mit der Zeit Haare aus der Strähne lösen, kämm sie aus und kleb sie dann mit Haarspray und Haarkleber wieder zusammen. Die obere, sichtbare Haar-Schicht ist ja nicht permanent geklebt, sondern nur mit Stylingprodukten geformt, die sich jederzeit auskämmen oder auswaschen lassen, um sie zu reparieren oder zu korrigieren.
Tipp: Halte die Strähne am Übergang zum Plastikstreifen fest, damit du beim Auskämmen der Spitzen nicht die angeklebten Haare vom Plastik abreißt.






Das gleiche gilt, wenn du die Größe und Form der Ahoge verändern willst: Kämme vorsichtig die oberen Haarschichten aus, sodass sie sich vom Kern lösen, teile (wenn nötig) neue Haare aus der Perücke ab, und klebe alles wieder mit Haarspray und Haarkleber zusammen.
Schon gewusst? Du kannst die Ahoge-Methode auch für abstehende Pony-Strähnen verwenden, wie bei dieser OG Aerith! Nimm einfach mehrere breite Plastikstreifen und stütze damit die Strähnen, die am steilsten vom Kopf abstehen.


Du willst deine Perücken endlich selber stylen, bist aber noch unsicher, wie du die richtige Basis-Perücke für so extreme Styles findest? Dann lies diesen Ratgeber!